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2013 der FAU Erlangen-Nürnberg

 

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 Siedlungsstruktur im Kali Gandaki-Tal

Bedingt durch kleinräumige klimatische Veränderungen ist die Siedlungsstruktur im Kali Gandaki-Tal, ebenso wie die Vegetation und Form der Landnutzung, durch zahlreiche klimatisch bedingte Anpassungen gekennzeichnet. In der Übergangszone zwischen zwei Kulturräumen und die Variabilität physischer Faktoren (Vegetation und Klima) finden sich unterschiedlichen Bauweisen der im Kali Gandaki-Tal lebenden ethnischen Gruppen der Thakali, Magar und Gurung. So reichen die Bau- und Siedlungsweisen von monsuntypischen hin zu zentralasiatischen Bauweisen (Kleinert 1993: 113f), die im Folgenden näher beschrieben werden.

Auf der niederschlagsreichen Südabdachung der Himalaya-Hauptkette begegnet man vornehmlich den traditionellen Gebäudestrukturen von ein- bis zweigeschossigen Häusern mit geneigten Dächern und vorverlagerter Veranda. Die Häuser ordnen sich typischerweise in Gruppen- oder Zeilensiedlungen oder in höheren Lagen in Form von Haufendörfern an. Ein Beispiel dafür ist Tatopani, ein für die Gegend typisches Straßendorf. Die Händlerhäuser der Thakali in Tatopani sind verhältnismäßig große Häuser aus Stein. Die zweigeschossigen Bauten besitzen meist  einen Laden im Erdgeschoss und Wohnräume im oberen Stockwerk, meist ist auch das Dachgeschoss benutzbar. Abbildung 1 zeigt, wie sich die Häuser nach außen durch eine längsseitige Veranda auf beiden Seiten öffnen. Die geneigten Dächer aus Steinplatten schützen die Häuser vor den starken Regenfällen des Monsuns (Kleinert 1973: 51).

Abb. 1: Aufbau von Thakalihäusern in Tatopani.

Quelle: Kleinert 1973: 51.

In der Thakali-Siedlung Ghasa, weniger Kilometer nördlich von Tatopani, dominieren bereits Gebäude mit Flachdächern, die um einen Innenhof gruppiert sind, das geschlossene Siedlungsbild. Die Wohnräume liegen im Erdgeschoss, somit liegt nahe, dass hier noch kein besonderer Schutz vor Bodenkälte im Winter nötig ist. Die Dächer sind mit Stroh- und Bambusmatten gedeckt. Zwar ist das Klima hier trockener als in Tatopani, doch befindet sich Ghasa auf der feuchten Himalaya-Südseite (Kleinert 1973: 51f).

Abb. 2: Geschlossener Innenhof eines Thakali Hauses.

Foto: S. Reich.

Weiter nördlich liegt Tukuche auf einem Schwemmfächer an der Mündung des Dampusch Khola in die Kali Gandaki. Alle Häuser sind als Atriumshäuser um große Innenhöfe, die als Windschutz dienen, aufgebaut.
Starke Talwinde sorgen in Tukuche für ein relativ feuchtes Klima. Die vor ca. 140 Jahren gegründete Siedlung war einst ein wichtiger Umschlagsplatz für Wolle und Salz an der Handelsroute entlang der Kali Gandaki. Ein großer Platz zum Be- und Entladen von Tieren und Häuser mit großen Stallungen und Lagerräume zeugen noch immer von der wirtschaftlichen Bedeutung der Ortes. Großzügig angelegte Gehöfte aus geschichtetem Mauerwerk mit zahlreichen holzverzierten Fenstern prägen das Bild der Siedlung. Das zum Hausbau und Energieerzeugung (Kochen und Heizen) verwendete Holz erklären z.T. die starke Waldrodung in der Umgebung.

Abb. 3: Hausaufbau in Tukuche.

Quelle: Kleinert 1973: 73.

Wie Abbildung 3 zeigt, sind die Wohnräume meist im zweiten Stock. Auf der begehbaren Flachdachkonstruktion wird am Rand meist Brennholz als Heizreserve und Windschutz gestapelt. Das Flachdach dient als windgeschützter Trockenplatz für die Ernte (Kleinert 1973: 72f).

Abb. 4: Brennholzlager auf dem Dach eines Hauses in Tukuche.

Foto: R. Fleischmann 2013.

Stromaufwärts gegen Norden nimmt die Vegetationsbedeckung bedingt durch eine zunehmende Aridität stetig ab.  Auf Grund der vorherrschenden starken Berg- und Talwinde ist die Siedlungsstruktur meist kompakt und geschlossen. In Jomosom erreichen die Windsysteme ihr Maximum. In einer ungeschützten Lage in der Talsohle kommt der Wind hier morgens aus nördlicher Richtung vom tibetischen Plateau, während er über den Vormittag die Richtung wechselt. Die südlichen Talwinde mit hohen Geschwindigkeit, mit teilweise über 20 m/s am Nachmittag (Baade 2000: 24) und extreme Trockenheit verursachen ein Aufwirbeln von Staub. Die Häuser sind daher zur Straße meist völlig geschlossen, sodass zahlreiche Arbeiten in den windgeschützten Innenhöfen verrichtet werden. Die Häuser bestehen meist aus Erdbeton, da in der umliegenden Gegend ein Mangel an Bauholz und gut bearbeitbaren Steinen besteht (Kleinert 1973: 85ff).
Mit dem Ausbau des Tourismus und dem einhergehenden Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten und Lodges kehrte ein Wandel in die traditionellen Baustrukturen ein. Zwar verzeichnen die bäuerlichen Dörfer weniger Stilbrüche, da sie meist bestehende Gebäude nutzten oder Anbauten vornahmen und dabei ihre traditionelle Bauweise verfolgten, doch vollzogen sich auffallende Veränderungen in Tukuche und Jomosom. Diese früheren Handelsorte sind nun stark durch ihre Tourismus- und Verwaltungsfunktion geprägt. Neu erbaute Regierungsgebäude und Lodges sind durch ortsfremde Baumaterialen und neue Stilelemente gekennzeichnet (Kleinert 1993: 113f).

Literatur:

    • Baade, J. (200): LANDSCHAFTSWANDEL IM THAKKHOLA. Untersuchungen zur Landschaftsgenese im semi-ariden Hochgebirge Nepals  seit dem Jungpleistozän.
    • Kleinert, C. (1973): Haus- und Siedlungsformen im Nepal Himalaya unter Berücksichtigung klimatischer Faktoren. In: Hochgebirgsforschung- High Mountain Research 4.  Innsbruck-München.
    • Kleinert, C. (1993): Tradition und Wandel der Haus- und Siedlungsformen im Tal des Kali Gandaki in Zentralnepal. Erdkundliches Wissen 112: 113-127.

 
 
 
   

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