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2013 der FAU Erlangen-Nürnberg

 

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Geschichte

Die Geschichte der Hauptstadt Kathmandu, die hauptsächlich in Form von Mythen und Legenden überliefert ist, ist untrennbar mit der Geschichte des Kathmandu-Tals verbunden. Diese geht wiederum zurück auf die Licchavi Dynastie, aus welcher Steinskulpturen aus dem späten fünften und frühen siebten Jahrhundert existieren (Hutt et al. 1994). Die Gründung von Kathmandu selbst fand im 14. Jahrhundert in der Zeit der Malla Dynastie statt. Dieses Zeitalter war reich an Newar-Architektur und künstlerischer Aktivität, die Stadt florierte mit ihren prächtigen Tempeln, Gebäuden und Monumenten. Im 15. Jahrhundert vollzog sich eine Teilung des Tals in drei unabhängige Königreiche: Kantipur (Kathmandu), Lalitpur (Patan) und Bhaktapur (Bhadgaon).
Die Rivalität zwischen den Königreichen resultierte in einer Reihe von Kriegen, welche die einzelnen Staaten schwächten und 1768 die Invasion des Tals durch Prithvi Narayan Shah, aus dem Königreich der Gorkha, begünstigte (Bajracharya et al. 1993). Unter der Shah Dynastie wurde Nepal in seinen heutigen Grenzen vereinigt und Kathmandu wurde Haupt- und Residenzstadt des Landes. Es folgte auch „ein längerer Prozeß der administrativen und gesetzlichen Einigung, welcher durch die Übertragung des Hindu-Rechts auf den neuen Gesamtstaat geprägt war“ (Kraemer 1990). Diese Entwicklung resultierte im ersten nepalesischen Gesetzeskodex durch den Premierminister Jung Bahadur Rana, der den Grundstein für die absolute Dominanz der höheren Kasten in Nepal legte.

Jung Bahadur Rana wurde Premierminister, nachdem er die Nachkommenschaft der Herrscherfamilie im Kot Massaker von 1846 tötete. Das Land wurde bis 1951 durch eine Familienautokratie der Rana, mit der Erblichkeit des Amtes des Premierministers, regiert und dominiert. Die Ämterverteilung im Staat erfolgte nach Geburt und nicht nach Leistung oder Ausbildung (Donner 1972: 34).
Die britische Indienregierung trug zur Isolation Nepals von ausländischen Einflüssen bei. Erst nach der indischen Unabhängigkeit mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wuchs ein politisches Bewusstsein in der nepalesischen Bevölkerung. In den folgenden Jahren trat eine Explosion der politischen Aktivität unter den Nepalis ein, was zur Gründung zahlreicher Parteien sowie der Revolution von 1950/51 gegen das Rana-Regime führte.
Während dieser Revolution suchte König Tribhuvan, der Herrscher der Shah-Monarchie, Asyl in der indischen Botschaft in Kathmandu und floh anschließend nach Neu Delhi, wo er Unterstützung von im indischen Exil lebenden Gegnern des Rana-Regimes bekam. Zur selben Zeit gründete die Partei Nepali Congress die Mukti Sena (Befreiungsarmee) gegen das Regime.

Um zwischen den einzelnen Parteien zu vermitteln, wurde das „Delhi Settlement of February 1951“, oder auch „Delhi Compromise“ von Indien, den Ranas und König Tribhuvan verabschiedet. Der Nepali Congress wurde erst am Ende der Verhandlungen hinzugezogen und eine macht-geteilte Regierung wurde gegründet. Die Rückkehr des Königs nach Kathmandu mit dem Versprechen einer demokratischen Regierungsform am 15. Februar 1951 wird bis heute „Nepal’s Democracy Day“ genannt.
Es ist auch anzumerken, dass es zwischen 1947 und 1950 einige politische Übereinkünfte zwischen Kathmandu und Neu Delhi gab. Zu nennen ist hier die neue Verfassung von 1948, die mit indischer Hilfe verfasst wurde. Sie fügte einige Bürgerrechte, einschließlich der Redefreiheit, hinzu.
Nach dem Tod König Tribhuvans 1955 gelangte sein Sohn Mahendra an die Macht, der unter Druck im Jahr 1959 eine neue Verfassung entwarf. Daraufhin trat in Kathmandu erstmals ein frei gewähltes Parlament zusammen. Dies war aber von nur kurzer Dauer. Am 15. Dezember 1960 wurden der Premierminister und sein Kabinett verhaftet, die Verfassung außer Kraft gesetzt, alle politischen Parteien verboten und der König verlangte die alleinige Machtausübung. Das Panchayat-System, eine dezentrale Regierungsform mit Versammlungen, die in vier Ebenen hierarchisch getrennt war (Dorf, Distrikt, Zone und Land), wurde verkündet. Nur die dörflichen Versammlungen wurden durch die Bevölkerung direkt gewählt. Eine Periode der Unterdrückung und Zensur begann.

Die nepalesische Bevölkerung akzeptierte aber nie völlig die absolute Herrschaft des Königs. Es kam zu Protesten und Gegenbewegungen, so brachen z.B. in den frühen 1970er Jahren einige Revolten aus, welche von den Naxaliten aus Bengalen und Maos Kulturrevolution inspiriert waren. Alle Proteste und Aufstände wurden von der Polizei stark unterdrückt. Die Unzufriedenheit im Volk erreichte 1979 einen Höhepunkt und in Kathmandu kam es zu gewalttätigen Demonstrationen. Der König gewährte eine Volksabstimmung, in der das Panchayat-System eine knappe Mehrheit erhielt.
1989 führte eine von Indien über Nepal verhängte Wirtschaftsblockade zu einer ökonomischen Krise in Nepal und es ereigneten sich vor allem in Kathmandu zahlreiche Proteste und Streiks, die brutal bekämpft wurden. 1990 führte diese Situation zur „Jana Andolan I“ („Bewegung des Volkes“), dem ersten landesweiten Massenvolksaufstand für Menschenrechte und Demokratie. Dieser Aufstand wurde quer durch alle Bevölkerungsschichten unterstützt (Kraemer 1990). 
Jana Andolan I war ein wichtiges Ereignis im Hinblick auf den Demokratisierungsprozess Nepals. Das Panchayat-System wurde beendet, eine neue Verfassung wurde entworfen und Wahlen wurden ausgerufen. Dennoch wurden nur unzureichende  Verbesserungen der Lebensbedingungen der Bevölkerung erzielt. Die Nepalesen erhofften sich große Veränderungen durch die Einführung einer Mehrparteien-Demokratie, aber dieses System war ebenfalls durch Korruption, Vetternwirtschaft und Klientelismus geprägt (Kanak, Shastri 2002).

1996 legte die Communist Party of Nepal (Maoistisch) der Regierung einen 40-Punkte-Katalog mit zentralen Forderungen vor, welche Nationalismus, Demokratie und Existenz betrafen und verlangte eine Umsetzung bis zum 17. Februar 1996. Aber wegen Zusammenstößen mit der Nepali Congress-Regierung löste die Communist Party of Nepal vier Tage vor Ablauf der Frist einen Bürgerkrieg aus. Diese Auseinandersetzungen führten zu einer der schlimmsten Krisen seit der Vereinigung des Landes (Kanak, Shastri 2002).
Ursache für den Krieg waren die dramatische soziale Ungerechtigkeit, extreme Armut auf dem Land, gesellschaftliche Ausgrenzung einzelner Gruppen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Kaste, Ethnie oder Religion, sowie die Vernachlässigung der Peripherie, wo die große Anhängerschaft der maoistischen Bewegung war. Zusammengefasst wollten die Maoisten das Land neu verteilen, die Machtzentren auf ländliche Gebiete ausweiten, das Kastensystem abschaffen, Frauen die gleichen Rechte einräumen und eine kommunistische Republik errichten.

Abb. 1: Fahne der Communist Party of Nepal (Maoist) in Kathmandu.

Foto: L. Passos Favery 2013.

Eine Konfrontation innerhalb der königlichen Familie löste das Royal Massacre am 1. Juni 2001 aus. König Birendra wurde zusammen mit neun anderen Mitgliedern seiner Familie von Kronprinz Dipendra erschossen, welcher danach Selbstmord verübte. König Gyanendra, Birendras Bruder, folgte auf den Thron.
Im gleichen Jahr wurde der Notstand wegen anhaltender Gewalt im Land ausgerufen. 2002 entließ König Gyanendra das Parlament und verschob die für November angekündigten Wahlen und erzeugte so eine neue Dimension in diesem Konflikt. Die Jahre 2003 und 2004 waren von gewalttätigen Straßenprotesten und Demonstrationen, mit häufigen Zusammenstößen zwischen Aktivisten und der Polizei, geprägt. Die Bevölkerung forderte Wahlen und eine demokratische Lösung des Konflikts.
2005 übernahm König Gyanendra die volle Kontrolle über die Regierung und führte die absolute Monarchie wieder ein. Aber ohne militärische Erfolge gegen die Maoisten konnte er den Krieg nicht zu Ende bringen und hatte deswegen keine Unterstützung im Volk. Im November einigten sich die Maoisten-Rebellen und die Seven-Party Alliance (Hauptoppositionsparteien) auf ein Zwölf-Punkte-Programm mit dem Ziel, die Demokratie wiedereinzuführen.

Am 24. April 2006 bildete sich die sogenannte „Jana Andolan II“, ein Massenprotest im Kathmandu-Tal. Der König rief die Seven-Party Alliance ein, um das Parlament wieder einzusetzen. Im Mai wurde endlich offizielle Friedensverhandlungen aufgenommen und das SPA-Parlament stimmte einstimmig dafür, die politische Macht des Königs zu beschneiden. Am 21. November 2006 unterzeichneten die Regierung und die Maoisten das Comprehensive Peace Agreement (CPA), welches formal einen zehnjährigen Bürgerkrieg beendete, der fast 18.000 Opfern das Leben kostete (o.V. 2012) und tausende Vertriebene hinterließ.

2007 wurde die Verfassung von 1990 durch eine Übergangsverfassung ersetzt, eine neue Regierung gebildet, sowie eine verfassungsgebende Versammlung mit einer Maoisten-Mehrheit einberufen. Das Parlament beschloss die Abschaffung der Monarchie und Nepal wurde eine föderale demokratische Republik. Aber die politischen Konflikte blieben bestehen, da keine Einigung der verfassungsgebenden Versammlung über eine neue Verfassung und die Integration von der früheren maoistischen Volksbefreiungsarmee in die Nationalarmee geschaffen werden konnte und auch verschiedene Premierminister immer wieder zurück traten.
Die Verzögerungen für den Entwurf einer neuen Verfassung führten zu weiteren Protesten im Jahr 2012 und die regierende Maoistische Partei zerbrach. Schließlich wurde im März 2013 eine überparteiliche Einigung erzielt, die ein vorübergehendes Ende der Pattsituation der wichtigsten vier politischen Parteien brachte (o.V. 2013).  Man hofft nun, dass die Wahlen im November 2013 zu einer neuen Verfassung führen und langanhaltenden Frieden sichern. Die Bildung einer Kommission, die Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs untersuchen soll und die auch Amnestien erlassen kann, bleibt aber unbesprochen.

Literatur:

  • Bajracharya, B. R.; Sharma, S. R; Bakshi, S. R. (1993): Cultural History of Nepal. Anmol Publications Pvt Ltd, New Delhi.
  •  o.V. (14 March 2013): New Nepal interim government is sworn in. BBC. http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-21783311 (Zugriff am: 21.05.2013).
  • Donner, W. (1972): Nepal - Raum, Mensch und Wirtschaft. Band 32 der Schriften des Instituts für Asienkunde in Hamburg. Otto Harrassowitz, Wiesbaden.
  • Hutt, M.; Gellner, D. N.; Michaels, A.; Rana, G.; Tandan, G. (1994): Nepal - A Guide to the Art and Architecture of the Kathmandu Valley. Paul Strachan Kiscadale Publications, Gartmore, Stirling.
  • Kanak, M. D.; Shastri, R. (2002): State of Nepal. Himal Books, Lalitpur, Nepal.
  • Kraemer, K. (1990): Nepal auf dem Weg zur Demokratie. In: blätter des iz3w 166:21-2.http://www.nepalresearch.com/publications/way_to_democracy.htm
  • o.V. (17.06.2012): 17,800 Died In Conflict. Nepal Everest News.  http://nepaleverestnews.com/eng/?p=7234 (Zugriff am 05.10.2013)

 

 

 
 
 
   

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