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2013 der FAU Erlangen-Nürnberg

 

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Stadtentwicklung Kathmandu Tal

Das Kathmandu-Tal verzeichnet seit mehreren Jahrzehnten eine rasante Urbanisierung mit einer jährlichen Wachstumsrate der Bevölkerung von 5,2 %. Diese Entwicklung ist mit einer Transformation von Agrar- oder Forstflächen in Siedlungsflächen verbunden, was aus Abbildung 1 hervorgeht (Murayama et.al 2009: 535). Die Urbanisierungsrate in Nepal (6,6 %) ist im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern (Indien 2,9 %, Bangladesch 5,3 %) eine der höchsten Südasiens (Murayama et.al 2009: 535). Während 1920 ca. 367 000 Einwohner für das Kathmandu-Tal erfasst wurden, waren es 2001 schon 1.081.845 Menschen (Mohanty 2011: 3). Es wird ein weiterhin rapides Wachstum erwartet (vgl. Abbildung 2). Gründe dafür sind unter anderem die Vorstellung eines besseren Lebensstandards in der Stadt, also eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und ein besserer Zugang zu Schulen und dem Gesundheitswesen. Das schnelle flächenhafte Wachstum und die damit einhergehenden sozio-ökonomischen und ökologischen Konsequenzen erfordern eine zeitnahe planerische und politische Strategie, welche sich jedoch in dem jungen demokratischen Staat, insbesondere angesichts der weit verbreitenden Armut, schwierig gestaltet.

Abb. 1: Landnutzungskarte Kathmandu Tal (1967, 1978, 1991, 2000).

Quelle: Murayama, Y.; Thapa, R. 2009: 543.

Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung im Kathmandu Tal.

Quelle: Murayama, Y.; Thapa, R. 2009: 536 nach http://www.cbs.gov.np/.

Das Kathmandu-Tal ist neben dem Kashmir-Becken eines der größten intramontanen Becken mit dichter Besiedelung im Himalaya-Gebirge. Hier wachsen die drei Königsstädte Kathmandu, Bhaktapur und Patan immer stärker zusammen. Die erste Besiedelung des Kathmandu-Tals wird auf das zweite Jahrhundert n. Ch. geschätzt. Buddhistische Inschriften erwähnen das Tal als Sitz dreier Könige. Die Siedlungsstruktur ist weitgehend von der Bevölkerungsgruppe der Newar geprägt, welche eine dichte dreigeschossige Bauweise mit engen Gassen und Platzfolgen schufen. Ab Mitte des 17. Jahrhundert wetteifern die Könige um Paläste und Tempel, die dem heutigen Bild des Kathmandu-Tals ihren Charme verleihen. Trotz der Versuche der Eindämmung der Bevölkerungsbewegung seitens der Regierung seit dem 19. Jahrhundert wurden tausende Hektar für weitere Baumaßnahmen beansprucht. Auch nach der Demokratisierung verfiel das Tal einer weiteren Parzellierung durch den Bau von Ministerien, Schulen und anderen Institutionen (Gutschow/ Kreutzmann 2012: 42ff).
Die Zensuszahlen 2011 gehen von einer Einwohnerzahl von 2,51 Millionen Menschen aus, die sich um 3,5 Millionen erhöht, schließt man die sogenannte „floating population“, also nur befristet ansässige Bevölkerung, die nicht mit in den Zensus aufgenommen werden, mit ein. Jegliche Bemühungen eines kontrollierten Wachstums mit Stadtplanung sind bisher erfolglos. Schon Mitte der 1980er Jahre wurde die unkontrollierte Urbanisierung kritisiert und die „Grenzen des Wachstums“ angeprangert. Die Folge sind überbaute Flächen, Rohstoffknappheit sowie massive Umwelt- und Gesundheitsbelastungen, u.a. durch den absinkenden Grundwasserspiegel, mit denen sich die Politik wie auch die Wirtschaft und Bevölkerung konfrontiert sieht (Gutschow/ Kreutzmann 2012: 42ff).
Eine weitere Herausforderung stellt die Bedrohung durch Erdbeben für die Stadtentwicklung und die Bevölkerung des Kathmandu-Tals dar. Zwar existiert seit 2003 ein Nepal National Building Code (National Society for Earthquake Technology), der für erdbebensichere Bauten sensibilisieren soll, doch fehlt es an der Durchsetzung gesetzlicher Auflagen. Die indische Platte subduziert noch immer unter die asiatische Kontinentalplatte, sodass die dadurch auftretenden Spannungen in der gesamten Himalayaregion zu Erdbeben führen. Besonders dramatisch ist dies für das Kathmandu-Tal. Das Tal war von einem prähistorischen See erfüllt, wodurch sich Schwemmsedimente ablagert haben. Im Falle eines Erdbebens haben diese instabilen Schichten die Eigenschaft, in einen semi- liquiden Zustand über zu gehen, was die Stabilität der Bodenstruktur noch weiter herabsetzt. Im Durchschnitt werden alle 80 Jahre Erdbeben höher 8 auf der Richterskala geschätzt, das letzte große Erdbeben im Kathmandu-Tal war 1934. Ungeplante und unkontrollierte Errichtung von Gebäuden, verbunden mit fehlenden gesetzlichen Bestimmungen zur Erdebensicherheit, birgt eine erhebliche Gefahr für die Bevölkerung (Mohanty 2011: 11, NSET).
Nach der OECD und der UNEP bedarf es fünf Handlungsstränge zur Beseitigung und Verbesserung der ökologischen und sozialen Probleme: Luftqualität und Verkehrsmanagement, Siedlungsstrategien, Wasserressourcen, Abfallmanagement und Naturgefahrenmanagement (Mohanty 2011: 4). Angesetzt werden muss hierbei beispielsweise an den informellen Siedlungsstrukturen, welche keinen angemessenen Lebensstandard garantieren und anfällig für Naturgefahren sind. Die starke Schadstoffemission durch das Verkehrswachstum und die Industrie führen zu erhöhten Lungenerkrankungen und Atemproblemen, die die gesamte Bevölkerung Kathmandus betreffen. Hinzu kommt die fehlende Müllentsorgung (vgl. Abbildung 3), welche nicht nur einen negativen ästhetischen Effekt auf das Stadtbild hat, sondern auch gesundheitliche Risiken birgt.. Weitere Probleme schlagen sich u.a. in der massiven Entwaldung, die Effekte auf das Mikroklima des Tals hat, und der mangelhaften Kanalisation, die Überschwemmungen und Krankheitserreger begünstigt, nieder (Mohanty 2011: 16f).

Abb. 3: Müllproblematik am Fluss Bagamati.

Foto: S. Schwarz 2013.

Um all diesen ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Folgen zu begegnen, bedarf es weitreichenden und umfassenden politischen Strategien. Angesprochen werden sollten hier nicht nur die stadtplanerischen Handlungsoptionen, wie infrastrukturelle Verbesserungen, kontrollierte Entwicklungs- und Baupläne oder eine bessere Koordination der verschiedenen Ämter, sondern auch die aktive Einbeziehung und Beteiligung der Bevölkerung zur nachhaltigen Verbesserung der Lebens- und Umweltbedingungen im Kathmandu-Tal (Mohanty 2011: 16f).

Literatur:

  • Gutschow, N.; Kreutzmann, H. (2012): Handlung schlägt Plan: Stadtentwicklung im Kathmandu-Tal (Nepal). Geographische Rundschau 4(4): 42-49.
  • Mohanty, A. (2011): State of Environment: Kathmandu Valley, Kathmandu Nepal: A Special Review. Journal of the Institute of Engineering 8 (1).
  • Murayama, Y.; Thapa, R. (2009): Examining Spatiotemporal Urbanization Patterns in Kathmandu Valley, Nepal Remote Sensing and Spatial Metrics. Remote Sens 1: 534-556.
  • National Society for Earthquake Technology – Nepal, NSET (o.J.): Why are we affected? http://www.nset.org.np/nset/php/how_and_why.php. (Letzter Zugriff: 12.10.2013)
 
 
 
   

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